Urlaub mit Hund(en)

Wenn eine(r) eine Reise tut, dann kann er was erleben

In der letzten Juli Woche habe ich mich mit Amy und Willi auf den Weg gemacht. Unser Ziel war Oberammergau, genauer gesagt das Hotel Wolf. Ein ausgewiesenes Hundehotel mit 3 Trainingshallen, einem Pool für die Menschen und einem Pool für die Fellnasen, eingebettet in die malerische Umgebung mit Bergen, dem Flüsschen Ammer und viel Grün drum herum. Das war unser erster Urlaub, seit unser aller Leben durch Corona reglementiert und eingeschränkt wurde. Umso mehr freute ich mich auf eine unbeschwerte Zeit, einfach mal raus aus dem Alltag und mal den Kopf frei kriegen. Ich bin schon Wiederholungstäterin, was das Hotel Wolf betrifft, und dieses Mal war es unser 5.  Aufenthalt.

Natürlich wollte ich neben der Erholung auch eines der vielfältigen Trainingsangebote nutzen und neuen Input fürs Hundetraining bekommen und entschied mich für den Clicker-Kurs mit dem Schwerpunkt Freies Formen, auch Shapen genannt.

Den Clicker als Hilfsmittel zur punktgenauen Belohnungsankündigung für unsere Hunde werden die meisten kennen. In der Fachsprache spricht man auch vom sekundären Verstärker, der den primären Verstärker ( meist Futter) ankündigt und uns somit ein Belohnungszeitfenster öffnet.

Zu Anfang gilt es den Clicker zu konditionieren, das heißt wir müssen dem neutralen Reiz Clicker eine Bedeutung geben. Das erreicht man, indem der Hund in rascher Abfolge das Clickgeräusch hört und jedes Mal für einen Click ein Stück hochwertiges Futter erhält.
Click-Futter, Click-Futter, Click-Futter……usw.
Etwa 10 bis 15 Futterstücke werden auf diese Art und Weise verschenkt und dann ist die Konditionierung meist schon abgeschlossen.
Nun kann man den Clicker verwenden, um den Hund z.B punktgenau für die richtige Ausführung eines Kommandos zu belohnen.

Das ist aber nur eine Möglichkeit für den Einsatz des Clickers.

In unserer Trainingswoche ging es aber hauptsächlich um das sogenannte „Shapen” oder auch das freie Formen.
Zu Beginn unserer ersten Trainingseinheit haben wir erst mal uns Menschen geklickert: wir mussten versuchen herauszufinden, was wir tun sollten. Unsere einzige Information war der Clicker , den unser Trainingspartner betätigte, wenn wir irgendetwas taten, dass in die Richtung des gewünschten Verhalten ging.

Meine erste Aufgabe (die ich nicht kannte) war zum Fenster zu gehen und es einmal zu öffnen und zu schließen. Sinn und Zweck dieser Übung war, einmal selber zu spüren wieviel Aufmerksamkeit und Konzentration dieses Vorgehen von einem fordert. Unseren Hunden ergeht es ja umgekehrt genauso.

Wir als Menschen müssen uns dessen bewusst sein, um unsere Vierbeiner nicht zu überfordern. Das Ganze soll ja in der Hauptsache Spaß machen und eine geistige Auslastungsmöglichkeit sein. Nach dieser Selbsterfahrung starteten wir an 5 Tagen immer am Vormittag voll motiviert in unsere Clicker Praxis.

Einige Hunde waren schon erfahren in der Shaping Arbeit und boten ihren Menschen ein breites Repertoire an Verhalten an.

Der Mensch lässt sich dann entweder von dem angebotenen Verhalten inspirieren und versucht durch punktgenaues clickern den Hund in einer bestimmten Handlung kleinschrittig zu belohnen.

Zu Anfang nutzten wir ein Objekt, um es uns und den Hunden leichter zu machen. Das erste Objekt war eine umgedrehte Pylone, in die der Hund seine Schnauze hineinstecken sollte. Die Menschen dürfen keine Kommandos oder Körperhilfen geben, nur alles clickern was der Hund uns anbietet, um die Aufgabe zu erfüllen.

Nach einem selbstgewählten Startkommando wartet man ab, schon ein Blick zur Pylone, eine Berührung egal mit welchem Körperteil wird schon geclickt.

Hat man das Gefühl der Hund weiß, dass es um eine Berührung der Pylone geht, clickt man nur noch die Berührung mit der Schnauze. Vollzieht der Hund mal einen großen Schritt in Richtung des Endergebnisses, gibt man einen Jackpot von mehreren Leckerlis. Man muss gut aufpassen, darf bestenfalls keinen Schritt in die gewünschte Richtung übersehen und darf den Hund auch nicht überfordern.

Amy kannte das Prinzip des Shapens schon und konnte die Lösung recht schnell rausfinden. Bei Willi musste ich auf das Endergebnis 2 Tage warten, da er das Prinzip noch nicht kannte und somit eine wesentlich kürzere Konzentrationsspanne hatte.

Es ist recht schwierig, das Ganze nur mit Worten zu beschreiben, auf dem nachfolgenden Video seht ihr, wie die Trainerin Amy clickert. Ihr Ziel war, das Amy nur mit den Vorderpfoten auf das Podest steigt und dann noch mit den Pfoten darauf tanzt. Diese Einheit dauerte knappe 10 Minuten und ist für den Hund geistig sehr anstrengend.

Man sieht Amy förmlich an, dass sie denkt „Hallo Mensch, ich sitze doch schon so schön auf dem Podest, das war sonst auch immer richtig und gab Kekse”. Und da muss der Mensch Geduld haben und darf nicht helfen. Der Hund soll uns etwas anbieten und kreativ werden. Das hat dann auch bei Amy nach einer Weile geklappt und sie konnte am Ende das erwünschte Verhalten selber herausfinden.

Das Ergebnis der Trainingseinheiten waren immer müde Hunde. Ich habe viel über Timing und meine beiden Hunde gelernt.

Willi ist viel impulsiver und fordernder, wenn er nicht schnell ans Ziel kommt. Er ist aber auch sehr schnell im Anbieten von verschiedenen Verhaltensweisen. Bei ihm muss ich aufpassen ihn nicht zu lange arbeiten zu lassen, da er zu Übersprungshandlungen neigt, wenn er frustriert ist.

Amy ist etwas ruhiger beim Erarbeiten der Übung und durch ihr Alter und ihre Vorerfahrung strukturierter. Den Rest der Woche haben wir weiter viel ausprobiert, kleine Tricks erarbeitet und jeder hat für sich immense Fortschritte in der Zusammenarbeit mit dem Hund erzielt.

Unsere Trainerin hatte ein fantastisches Rudel von 7 Hunden dabei. Sie hatte 6 Border Collies aus der Arbeitslinie und einen Mallinois dabei, 3 andere waren zuhause geblieben.

Ja, wer 10 Hunde sein Eigen nennt der muss ein Hundemensch sein. Und das versprühte sie auch am Abend, wenn wir bei leckerem Essen und dem ein oder anderen Wein fachsimpelten oder einfach nur nette Unterhaltungen führten.

Mein persönliches Highlight war der gemeinsame Spaziergang am letzten Nachmittag mit 14 Hunden.

Entspannt und friedlich sind wir auf dem Rad- und Wanderweg an der Ammer gelaufen und haben dem ein oder anderen Urlauber ein Lächeln oder eine anerkennende Bemerkung für so viele brave und wohlerzogene Hunde entlockt.

Neben der Trainingsarbeit blieb genug Zeit für Spaziergänge, Schwimmbad und den täglichen Besuch der besten Eisdiele direkt gegenüber vom Hotel.

Der nächste Urlaub im Hotel Wolf für 2022 ist schon gebucht. Bei der gleichen Trainerin Judith Brinkkötter und mit dem Besuch der Oberammergauer Passionsspiele.

Schöne Grüße von Petra Will mit Amy und Willi