Ausbildung zum Therapiebegleithunde-Team

Die Kombiprüfung

Die erste von drei Hürden
Samstag, 28.05.2022

Therapiebegleithunde-Teams werden mit sehr gutem Erfolg im Bereich Rehabilitation und Resozialisierung in Kliniken, Senioren-Wohnheimen, Schulen und sozialen Einrichtungen eingesetzt. Es ist für die Teams eine sehr erfüllende, verantwortungsvolle und fordernde Tätigkeit, die Mensch und Hund viel abverlangt und eine intensive Schulung der Teams erfordert. Der Deutsche Ausbildungsverein für Therapie-und Behindertenbegleithunde e.V. (DATB e.V) bildet Mensch-Hunde-Teams für diese Aufgaben aus.

Alle haben bestanden – ein Grund zum Strahlen

Ein “Prüfungsbericht” von Tanja Voll

Am Samstag früh reisten wir aus allen Himmelsrichtungen an, um pünktlich um 8 Uhr in Bastheim bei Canisteam auf dem Hof zu stehen. Wir, das sind acht Hundefreunde, die sich zum Ziel gesetzt haben, mit ihrem vierbeinigen Partner die Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam zu absolvieren. Nach zahlreichen Unterrichtsstunden in Theorie und Praxis war es heute soweit:

Die erste von drei Hürden, die Kombiprüfung, stand an. Wie es der Name verrät, werden hier zwei Teile kombiniert: Der Sachkundenachweis und praktisches Können.

Der Sachkundenachweis

Wir waren alle sehr gut vorbereitet, hatten fleißig mit unseren Hunden trainiert und den Fragenkatalog für den Theorieteil brav auswendig gelernt. Andreas hatte mit uns alle Prüfungsteile gründlich geübt und durchgesprochen. Es gab eigentlich nichts, was uns heute inhaltlich hätte überraschen können und trotzdem waren wir aufgeregt!
Sehr sogar!


Es nützte auch nichts, uns gegenseitig damit beruhigen zu wollen, dass Aufregung kontraproduktiv und unnötig sei. Naja – sie gehört wohl einfach zu Prüfungssituationen dazu. Andreas – heute im Amt des Prüfungsleiters – strahlte jedenfalls Ruhe und gute Laune aus, als er uns begrüßte und den Ablauf des heutigen Tages nochmals erklärte.
Wir versammelten uns mit unseren Hunden im Seminarraum, wie schon oftmals zuvor bei unseren Seminartagen. Im Ofen knisterte das Feuer, die Kaffeemaschine verströmte ihren Duft und die Assoziationen zur letzten Seminarsitzung mit dem Thema „Entspannung“ trug auch dazu bei, dass wir alle dem heutigen Tag zunehmend gelassener entgegen blickten.
Die Prüfungsgebühr war bezahlt, es konnte losgehen, doch die beiden Prüferinnen waren noch auf dem Weg.
Wir erwarteten sie ehrfürchtig: Schließlich handelte es sich um zwei echte Koryphäen aus Niederbayern! Den „Urbayern“ sagt man nach, sie hätten ihre „spezielle Art“, ein strenges Auftreten und seien unnahbar … Wir waren gespannt!
Die Tür flog auf und da waren sie, die beiden Damen mit den ähnlich klingenden Namen Claudia Pöschl und Claudia Bösl, die zusammen mit Andreas die Therapiebegleithundeausbildung des DATB e. V. leiten.
Beide stellten sich ganz locker vor, witzelten kurz über die Andersartigkeiten unserer Region „ A Volksfest ohne a Bierzelt – ja wo gibt`sn sowas??“ und gaben den Startschuss für die Sachkundeprüfung.
Wir fanden die Ladies gleich sympathisch, das Eis war gebrochen und so widmeten wir uns konzentriert unserer ersten Aufgabe.
Diese war ein leichtes Warmup. Die Fragen rund um das Thema Hund sowie deren mehr oder weniger schlauen Antworten, die im Multiple Choice Verfahren anzukreuzen waren, schüttelten wir mit links aufs Papier.

Der praktische Teil

Jeder zupfte und strich zum hundertsten Mal über seinen Hund, denn Andreas hatte uns eingeschärft: „Bei der Prüfung muss der Hund sauber und gepflegt vorgestellt werden. Ohren geputzt, Fell gebürstet, keine Zecken!“ Daran sollte es also keinesfalls scheitern!
Die Prüfungskommission erschien wieder, verkündete uns den Erfolg aller beim Sachkundenachweis und las die nun anstehende Aufgabe vor. Das fanden wir sehr gut. Wir wussten zwar, was auf uns zukam, aber dieses Ritual, welches vor jeder neuen Aufgabe eingehalten wurde, gab uns Sicherheit und Klarheit.
Der komplette Prüfungsablauf war klar strukturiert, die Reihenfolge der Teams war festgelegt. Alles lief mit äußerster Korrektheit, aber auch mit großem Feingefühl ab.

Die Tischarbeit

Die Tischarbeit war für die meisten Hunde nicht gerade die Lieblingsdisziplin, weil sie sich von fremden Personen in Tierarztmanier anschauen und festhalten lassen mussten. Auch wenn jeder diese Situation zahlreich geübt hat und die beiden Claudias sehr einfühlsam mit ihnen umgingen, so waren die meisten Hunde sichtlich froh, wieder vom Tisch springen zu dürfen und parkten erleichtert bei ihrem vertrauten Menschen in die Grundstellung ein.

Nun ging es los zur nächsten Etappe auf dem Sportplatzgelände in Bastheim.

Begleiten eines Rollstuhls mit Ablenkung

Dort erwartete uns zuerst das Begleiten beim Rollstuhlschieben an lockerer Leine. Der Hund musste entspannt, ruhig und verlässlich dicht neben dem Rollstuhl laufen. Er durfte nicht auf Ablenkung durch Umweltreize reagieren. Diese forderte Andreas heraus, indem er auf Krücken gestützt, schwankend und laut schimpfend unseren Weg kreuzte. Doch wir hatten geübt – kein Problem, das hatten wir alle drauf.
Haken drunter!

Der Parcours

Nun schwallte doch wieder etwas Aufregung hoch, denn mit Vorlesen der nächsten Aufgabe wurde klar: Jetzt wird der Parcours gelaufen!
Wir kamen immer im Team auf den Platz. Ein Hund musste abliegen, während sein Mensch in der Entfernung wartete und das andere Team den Parcours lief. Dort wurde unsere Leinenführigkeit geprüft.
Wir hatten alle ein bisschen Bammel, weil im Training mancher Hund nicht zuverlässig liegen geblieben ist oder beim Fußlaufen noch nicht ganz steady war. Aber schlussendlich hat es heute jeder gekonnt.
Aus dem Munde der Prüferinnen, die uns versicherten, sie sähen und hörten ALLES, kam tatsächlich das ein oder andere „Baast scho!“, welches in Niederbayern durchaus als Kompliment gelten soll. Mit stolzer Brust und einem breiten Lächeln im Gesicht kamen die zum Sammelpunkt zurück, die das erstrebte Prädikat bekommen hatten.

Freispiel mit Abruf

Die nächste Disziplin war das Freispiel mit Abruf. Für die einen ein Klacks, für die anderen gefürchtet, weil ihre Hunde bei solchen Späßen schnell überdrehten. Aber auch dies lief wie am Schnürchen.

Letzte Übung am Sportplatz: das Verweilen in der Grundstellung trotz provozierendem Außenreiz.

Unsere Hunde ertrugen auch das, obwohl bei den meisten die Konzentration nun spürbar nachließ. Sie sind ja alle noch recht jung und brauchen ihre Päuschen. Wir packten sie ins Auto, um zum letzten Prüfungsteil aufzubrechen:

Stadtgang in Mellrichstadt mit Restaurantbesuch.

Erwartet wurde ein gelassenes Bei-Fuß-Laufen an stets lockerer Leine sowie ein ruhiges Abliegen im Lokal.
Tja – unsere Hunde dachten wahrscheinlich, der Tag wäre gelaufen, verließen den Arbeitsmodus und träumten vom gefüllten Futternapf und weichem Körbchen. Sie sahen jedenfalls ziemlich verdutzt aus den Kofferräumen, als wir uns nach kurzer Fahrt schon wieder mit „Sitz!“, „Schau!“, „Fuß!“ an sie wendeten. Das hatten sie heute einfach schon zu oft gehört….
Nun gut, wir gaben alles und hofften, die strengen Blicke der Prüferinnen sähen doch nicht ALLES. Doch natürlich sahen sie es, aber mit Verstand und Herz! Sie sind erfahrene Fachleute und wissen genau, dass hier bei den meisten Teams noch weiter Trainingsbedarf besteht sowie die Konzentration der Hunde noch wachsen muss. Bestimmt, aber wohlwollend gaben sie uns diesen Auftrag mit auf den Weg. In geselliger Runde saßen wir dann beim Italiener beisammen, ließen uns die Mahlzeit schmecken und merkten kaum, dass wir die Hunde auch dabei hatten. Alle lagen zufrieden neben dem Tisch und waren froh, endlich Ruhe zu haben.

Das Ergebnis

Nun kam der ersehnte Moment der Ergebnisverkündung:
Alle hatten bestanden und bekamen feierlich eine Urkunde sowie für den Hund ein Azubi-Halstuch des DATB e. V. überreicht.

Wir schätzten es sehr, dass die Prüferinnen anhand ihres detailliert geführten Protokolls zu jedem Team noch einmal sagten, was gut lief und was noch verbessert werden sollte.
Wir nahmen es uns zu Herzen und werden weiterhin fleißig trainieren, um für die nächste Hürde, die Zwischenprüfung, wieder so gut vorbereitet zu sein!

Im Rückblick war es ein toller Tag:

Wir verbrachten ihn bei heiterem Frühlingswetter mit unserer Lieblingsbeschäftigung – den Hunden, teilten unsere Sorgen und Wünsche mit vertrauten Gleichgesinnten, zeigten, was wir konnten und erhielten sowohl wertvolle Tipps für die Weiterarbeit als auch Lob für das, was wir schon erreicht hatten.

Die Antwort auf die Frage: „Wie war die Kombiprüfung?“ „BAAST SCHO, mit Sternchen!“