Hürde 3 von 3: Abschlussprüfung
Mit der dreiteiligen Abschlussprüfung ging die Lehre in der Ausbildungsstätte Canisteam am 21./22. Januar 2023 für die meisten von uns zu Ende. Ein paar Teilnehmer unseres Kurses werden aus privaten Gründen den nächsten Prüfungstermin wahrnehmen.
Bei uns Prüfungsteilnehmern war die Anspannung in den letzten Tagen sehr groß. Vor allem vor der schriftlichen Abschlussprüfung war die Ehrfurcht riesig. In über 180 Seminarstunden hatten wir eine Menge Input über alle relevanten Themen bekommen und die zahlreichen Skripte in einem dicken Ordner gesammelt. All die spannenden Themen, denen wir uns stets in lebendigem Erfahrungsaustausch gewidmet hatten, mussten nun abrufbar in unseren Kopf gepaukt werden. Wir fühlten uns zurückversetzt in die längst vergangene Schulzeit und büffelten alles streberhaft in unser Hirn. Die Wohnungen waren tapeziert mit beschrifteten Post its, die Weihnachtsdeko wurde durch Stapel von bunten Karteikarten ersetzt und alle Familienmitglieder zum Abfragen animiert.
Und dann war es so weit:
Schriftliche Abschlussprüfung
Am Samstag, den 21.01.2023 versammelten wir uns ein letztes Mal im vertrauten Seminarraum. Andreas beruhigte unsere aufgeregten Gemüter und strahlte wie immer zuversichtliche Ruhe aus. Die beiden Prüferinnen Claudia Pöschl und Claudia Bösl erschienen pünktlich und gut gelaunt, eröffneten die Prüfung und los ging es.
Wir ließen unser Wissen fließen – die Paukerei hatte sich gelohnt. Die Anforderungen waren groß, aber Andreas hatte uns perfekt vorbereitet und wir hatten fleißig gelernt. Hoch konzentriert beantworteten wir die Fragen aus den breiten Themenfeldern Kynologie, Lerntheorie, Gesetzesgrundlagen, Medizin sowie allen einsatzrelevanten Gebieten.
Nach der Abgabe setzten sich die Damen gleich an die Korrektur und wir zogen uns in eine Verschnaufpause zurück.
Als die erlösende Nachricht kam, dass wir alle bestanden hatten, trudelten wir nacheinander wieder ein. Uns erwartete die
mündliche Abschlussprüfung.
Im Vorfeld dazu musste jeder eine Bewerbung als Therapiebegleithunde Team an eine wahre oder fiktive Einrichtung ausarbeiten. Nun wurde darauf bezugnehmend das Bewerbungsgespräch geführt.
Wir empfanden dies als sehr angenehmen Prüfungsteil, konnten alle gestellten Fragen beantworten, auch in diesem Rahmen unsere Sachkenntnis beweisen und die Prüfungskommission sowohl von unseren Fähigkeiten als auch von unseren Konzepten überzeugen.
Erleichtert fuhren wir nach Hause. Dort blickten wir in die treuen Augen unserer Hunde, die noch nicht ahnten, dass auch sie am nächsten Tag ihren großen Auftritt haben würden.
Praktische Abschlussprüfung
Pünktlich trafen wir am Sonntag Vormittag im Pflegezentrum franken care in Bad Königshofen ein.
Unsere Hunde waren frisch gesäubert, gestylt und motiviert.
Wir ebenso, jedoch hatten wir deutlich mehr zu tragen. Die Vierbeiner zierte lediglich die orangefarbene Kennung. Wir schleppten dagegen eine beachtliche Kiste mit Material für unser Angebot. Wie gut, dass unsere Hunde inzwischen höfliche Leinengänger sind und uns anständig begleiten können.
Unser Auftritt im Pflegeheim war genau so, wie man sich es wünscht:
Die BewohnerInnen haben sich sichtlich über unseren Besuch gefreut und fühlten sich geehrt, in diesem Rahmen Teil unserer Abschlussprüfung sein zu dürfen. Die Hunde haben im Nu alle Herzen erobert, Erinnerungen wurden wach, alte Geschichten wurden erzählt, … Es wurde sehr viel gestreichelt und gelacht.
Teils im Kreis mit mehreren Menschen, teils im Einzelangebot zeigten wir, dass wir alle Anforderungen erfüllten. Die Hunde ließen sich in jeder Situation von uns leiten, benahmen sich aber auch in unserer Abwesenheit kontrolliert und gelassen. Beim Bingo spielen, Glücksrad drehen oder Würfeln animierten sie zum Mitmachen und brachten die Gesichter zum Staunen. Auch blinde und andere stark beeinträchtigte Personen genossen die Zuwendung der Hunde sehr. Für sie war es vielleicht die Körperwärme oder einfach das Gefühl, das unbekümmerte Leben zu spüren. Wertvolle Momente des Glücks waren geschaffen!
Auch wenn wir uns natürlich sehr auf unsere Prüfungsaufgaben konzentrierten, so hat uns die Wirkung, die wir mit den Hunden auslösten, zu tiefst im Herzen berührt.
Die Menschen, die wir hier antrafen, können ihr Leben nicht mehr selbstständig gestalten. Sie sind alle auf Hilfe angewiesen. Wir kennen ihre Geschichten nicht. Viele sitzen im Rollstuhl, können nicht mehr gehen, nicht mehr gut hören oder sehen. Aber alle konnten die freudige Zuneigung der Hunde sofort wahrnehmen. Ihr neugieriges Schnüffeln an den warm eingepackten Füßen, ihr aufforderndes Stupsen an den Händen, … Wer konnte, hatte keine Scheu, über das Fell zu streicheln, die nassen Nasen zu berühren, Pfoten zu schütteln und herzliche Worte an die Tiere zu richten.
Diese Erfahrung war für uns ein wertvolles Geschenk am Ende der Ausbildung. Wir haben unsere Kraft in eine sehr gute Sache investiert!
Neben der emotionalen Bereicherung und der überzeugenden Arbeit der einzelnen Teams ist in diesem Zusammenhang unbedingt auch die Mithilfe des Pflegepersonals von franken care zu nennen.
Wir stellten den üblichen Tagesablauf mit allen Prüfungsteilen ganz schön unter Druck. Das Zeitfenster zwischen den Essenszeiten war begrenzt und forderte beachtliche Kompromisse vom Personal. Unser herzlicher Dank an die überaus freundliche Belegschaft!!!
So schloss sich der Vorhang nach dem letzten Akt und wir verließen die Bühne mit Applaus.
Beim abschließenden Zusammensitzen im Lokal fiel die Anspannung endgültig von uns. Stolz und glücklich nahmen wir unsere Urkunden entgegen und freuten uns sehr über die anerkennenden, persönlichen Worte der PrüferInnen.
Unsere Hunde tauschten ihr Azubi-Halstuch gegen die Profikennung aus und präsentierten diese lässig beim abschließenden Fotoshooting.
Fazit
Fünf neue Therapiebegleithunde Teams machen sich auf den Weg in die Herzen von Menschen ganz unterschiedlicher Gruppen.
Sowohl Kinder in KiTas und Schulen als auch Patienten der Ergo- und Physiotherapie sowie der Neurologie werden bald das weiche Fell von Camillo, Amigo, Bruno, Ella oder Luna streicheln und ganz bestimmt Kraft und Freude tanken.
Wir freuen uns darauf und bedanken uns von Herzen bei Andreas für die hervorragende Ausbildung. Alle Seminartage waren eine große Bereicherung. Es war ein intensives Jahr, in dem wir enorm viel gelernt haben. Obendrein hatte die Wohlfühlatmosphäre in der liebevoll gestalteten Akademie für Hund & Mensch Magnetwirkung. So hoffen wir, dass wir auch in Zukunft dort zum Austausch und zur Weiterbildung zusammenkommen werden.
An die beiden Claudias nochmals unsere liebsten Grüße und unseren aufrichtigen Respekt! Ihr engagiert euch für eine großartige Sache und seid mit ansteckender Überzeugung, enormem Wissen, riesigem Erfahrungsschatz und der wunderbaren Kombination aus bedingungsloser Korrektheit und offenherziger Menschlichkeit hervorragende Frontdamen für den Deutschen Ausbildungsverein für Therapie- und Behindertenbegleithunde.
Wir wünschen allen, die sich für diese Ausbildung entscheiden, viel Freude und Erfolg!
Nähere Infos gibt es hier auf der Homepage von Canisteam oder direkt bei Andreas Pfister sowie unter www.datb.de.