Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam

Hürde 2 von 3: Die Zwischenprüfung
25.06.2022 und 13.11.2022

von Tanja Voll

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Im Gegensatz zum ersten Meilenstein auf unserem Weg zum geprüften Therapiebegleithundeteam (Kombiprüfung), teilen wir uns die zweite Hürde (Zwischenprüfung) nicht als gemeinsames Erlebnis.

Je nach Ausbildungsstand können wir für jede Prüfung unterschiedliche Termine wählen. Diese Flexibilität der Prüfungskommission des DATB e. V. ist ein großes Entgegenkommen, zumal die Terminkalender der Prüfer Andreas Pfister, Claudia Pöschl und Claudia Bösl sehr gefüllt sind. 

Für das Ablegen der Zwischenprüfung haben sich die Teilnehmer unseres Kurses tatsächlich sehr unterschiedlich entschieden. Je nachdem, wann man sich mit seinem Hund entsprechend vorbereitet fühlt. Andreas machte für uns zwei Termine in Bastheim möglich. Darüber hinaus kann man auch an einem anderen Ausbildungsort an dortigen Prüfungsterminen teilnehmen.

Einige von uns meldeten sich gleich vier Wochen nach der Kombiprüfung zur Zwischenprüfung an.

Die erfolgreichen Teams

von li nach re Ronja Mehling mit Elfie, Ausbilder Andreas Pfister (DATB e.V.), Anna Werner mit Amigo, Andrea Schäfer mit Ella, Liane Kessler mit Camillo, Prüferin Claudia Bösl (DATB e.V.)

Andere verschoben aus privaten oder trainingsbedingten Gründen auf später.

von li.:Tanja Voll mit Bruno, Prüferin Claudia Bösl (DATB e.V.), Prüferin Claudia Pöschl (DATB e.V.), Janina Klopf mit Luna

Egal zu welchem Zeitpunkt man die Prüfung antritt: Die Inhalte sind logischerweise immer die gleichen.

Was wird geprüft?

Verlangt wird in erster Linie ein gehobenes Maß an Selbstbeherrschung bzw. Impulskontrolle sowie gefestigter Gehorsam. Der Hund muss in allen Situationen ruhig und neutral bleiben. Seine Reizschwelle muss also hoch sein.

Die meisten Aufgaben müssen unter hoher Konzentration von Hund und Mensch bewältigt werden.

Auch das freie Abliegen fernab vom Geschehen muss der Hund zuverlässig beherrschen.

Lieblingsmoment für die Hunde ist mit Sicherheit die Sequenz „Freispiel“. Hier dürfen sie erst mit dem Hundeführer, dann mit einer Fremdperson in ein freies und spaßbetontes Spiel eintauchen, müssen sich aber zuverlässig von ihrem Halter daraus abrufen lassen und sozusagen in den Vorsitz fliegen.

Als Therapiebegleit-, KiTa- oder Schulhund müssen Hunde auch in Situationen ruhig bzw. passiv bleiben, in denen sie unter normalen Umständen ausweichen (oder gar drohen) würden, weil sie unangenehm sind und ihre Individualdistanz überschreiten.

So zum Beispiel enge Umarmungen, grobes Betatschen, das Berühren an allen Körperteilen, das ruhige Verweilen auf Therapietisch oder Bett. Auch dem Präsentieren von Leckerchen oder Spielzeug müssen die Hunde widerstehen können und sich stets abwartend zeigen. Sie sollen Ablenkungen aushalten können und immer unter Kommando stehen, sich in jeder Situation vom Hundeführer lenken und kontrollieren lassen.

Die Hundeazubis müssen in Abwesenheit ihres Menschen bei einer Fremdperson verweilen können und sich dabei neutral verhalten.

Viele Prüfungsteile werden in Freifolge gezeigt. Befindet sich der Hund an der Leine, so muss er seinen Menschen an lockerer Leine begleiten. Die Kommunikation darf nur verbal oder durch dezente Gesten erfolgen. Deutliche Korrekturen wie Leinenruck oder blockender Körpereinsatz sind genauso nicht erlaubt wie das Belohnen und Locken mit Leckerchen oder Spielzeug sowie das Berühren des Hundes mit der Hand.

Dies klingt nach hohem Ausbildungsniveau.

Doch um ehrlich zu sein, besteht auch die Zwischenprüfung aus vielen gestellten Situationen. Die zu bewältigenden Aufgaben sind durch das intensive Training vertraut.

In unserem Kurs sind alle Hunde noch recht jung. Somit zeigt die Zwischenprüfung in erster Linie, ob sich das Fundament für die zukünftige Arbeit weiter stabilisiert. Die angestrebte Steadiness und die Gelassenheit werden sich bei den meisten Teams erst später einstellen, wenn sie durch regelmäßige Einsätze in den jeweiligen Einrichtungen Routine bekommen.

Wie läuft die Prüfung ab?

Auch wenn man noch so fleißig und ehrgeizig übt und die Hunde im Training alle Inhalte gut beherrschen, so gibt es im Verlauf der Prüfung immer unvorhergesehene Schwierigkeiten zu bewältigen.

Zum einen bleibt den feinsinnigen Vierbeinern die Nervosität ihres Menschen nicht verborgen. Zum anderen legen sie ihren Fokus natürlich auch auf die Anwesenheit der beiden „fremden“ Prüferinnen.

Diese wecken bei den neugierigen Fellnasen oft großes Interesse, so dass sie immer wieder gebremst werden müssen. Die schüchternen Vertreter jedoch benötigen Halt und Sicherheit durch ihren Menschen. Eine Kontaktaufnahme durch Beschnupperung vor Prüfungsbeginn wäre für alle hilfreich.

Das Gelingen der Prüfung kann aber auch von der Tagesform des Teams abhängen, von Wettereinflüssen, von plötzlicher Verliebtheit heranwachsender Rüden in süße Hundemädchen und vielem mehr…

In jedem Fall wird die Intensität der Hund-Mensch-Bindung und -Beziehung sehr schnell ablesbar. Gewachsenes Vertrauen und Einfühlungsvermögen sind also genauso unverzichtbar wie die zahlreichen Trainingseinheiten, um die Zwischenprüfung zu bestehen.

Die Prüfer fordern Leistung und halten sich exakt an die Prüfungsordnung.

Alles läuft korrekt ab. Ausnahmen sind tabu.

Zum Glück sind die Prüfungsteile vorher bekannt. Jeder weiß, was verlangt wird.

Zur Sicherheit wird jede Aufgabe sogar noch einmal vorgelesen und erklärt. Fragen sind immer erlaubt. Erfüllt man die Aufgabe nicht, darf man sie einmal wiederholen. Geht es erneut schief, gibt es keine Gnade: Die Prüfung ist vorbei und muss an einem späteren Termin neu gestartet werden.

Die Teams aus unserem Kurs, die die Zwischenprüfung hinter sich haben, sind erleichtert und stolz, dass sie diese Hürde erfolgreich bewältigt haben.

Neben all der Aufregung am Prüfungstag ist es auch immer sehr interessant, die Kommentare der Prüfungskommission aufmerksam zu verfolgen. Schließlich ist allen Prüfern daran gelegen, uns zu guten Teams auszubilden. Auch an Prüfungstagen soll man dazulernen und bekommt wertvolle Anregungen für die Weiterarbeit. Unsere Ausbilder schöpfen aus jahrelanger Erfahrung. Sie sehen sofort, was bei welchem Team noch Übung braucht, und geben individuelle Tipps.

Wie geht es weiter?

Am Ende des vergangenen Prüfungstermins im November verabschiedeten sich die zwei Claudias aus dem Bayerischen Wald und verschwanden in ihr selbsternanntes „Bavarian Kongo“, wo es ihren Erzählungen nach ein dreiviertel Jahr Winter ist und ein viertel Jahr kalt. Wo so viel Schnee liegt, dass man am Küchenfenster nur noch einen kleinen Streifen Himmel sieht, Bagger und Ladefahrzeug zur Standartausrüstung gehören und die Hunde abends beim letzten Pipigang Schneeanzüge brauchen, damit man danach nicht wieder Berge von Schneeklumpen mit dem Küchen-Schneebesen aus dem Fell lösen muss.

Die wahre Bedeutung des Schneebesens ist somit geklärt, aber es stellt sich die Frage, wie die Therapieteams im ewigen Winter zu ihren Einsatzorten kommen?!

Ob dort zur Zwischenprüfung vielleicht das Schnee-Jetski-Fahren mit Hundeanhänger gehört?

Wir werden nachfragen, wenn wir die Damen wiedersehen, bei Hürde 3 von 3, der großen Abschlussprüfung.

Diese wird sich aus drei Teilen zusammensetzen: mündlich, schriftlich und praktisch.